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Die Dr. Oetker Story | Der Puddingprinz | 3

Shownotes

Folge 3/4: Wie durch ein Wunder knüpft Dr. Oetker nach dem Zweiten Weltkrieg fast nahtlos an seine unübertroffene Erfolgsgeschichte an. Im Wirtschaftswunder der Nachkriegszeit wächst das Unternehmen in atemberaubenden Tempo. Investitionen in hunderte andere Unternehmen machen aus dem ehemaligen Familienbetrieb einen Global Player. Doch die Geister der Nazizeit verfolgen den Chef Rudolf-August Oetker und als sein Sohn Opfer einer Entführung wird, geht es plötzlich um Leben und Tod.

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00:00:01: Jörg.

00:00:04: Hamburg.

00:00:08: In einem Werbefilmatelier am Rand der Hansestadt wird Hanelore Kremer geschminkt.

00:00:13: Sie spielt eine neue klamme Figur von Dr.

00:00:16: Ötgar namens Frau Renate.

00:00:20: Der Regisseur kommt zu ihr und bespricht letzte Details.

00:00:25: Lass uns doch noch einmal über die Szene gehen.

00:00:28: Du kommst in die Küche gelaufen, stellst die Tasche ab und schaust dich um, als würdest du verfolgt werden.

00:00:33: Ein Sprecher sagt dann... Ich

00:00:35: weiß, er sagt jetzt aber Tempo, gleich wird Peter da sein mit einem Beerenhunger.

00:00:40: Dann spiele ich die Angst vor seinem Beerenhunger?

00:00:43: Ganz genau.

00:00:44: Du füllst einen Topf mit Wasser, während der Sprecher sagt...

00:00:47: Wir wissen ja, eine Frau hat zwei Lebensfragen.

00:00:50: Was soll ich anziehen?

00:00:52: Und was soll ich kochen?

00:00:55: Können wir darüber vielleicht noch einmal sprechen?

00:00:57: Ich finde, dass ich zumindest noch ein paar andere Lebensfragen habe.

00:01:02: Später vielleicht.

00:01:03: Dann gibt es verschiedene Szenen, in denen du Korkeletz panierst, Zwiebeln schneidest, Soße anrühst, Kuchen backst und deine Mann ein Festmal bereit ist.

00:01:11: Soweit alles klar?

00:01:13: Ich glaube schon.

00:01:15: Hanelore Crema sieht dem Regisseur hinterher.

00:01:18: Die Maskenbildnerin kommt zurück und pudert sie noch einmal ab.

00:01:22: Also ich muss schon sagen, das ging alles sehr schnell nach dem Krieg, oder?

00:01:26: Was genau meinst du?

00:01:28: Naja.

00:01:29: Eben waren die Männer noch an der Front oder im Lazarett oder in Gefangenschaft oder tot.

00:01:34: Wer hat das Land am Laufen gehalten?

00:01:36: Wer hat den Schutt weggeräumt?

00:01:38: Die Frauen.

00:01:39: Wir haben Ämter geleitet, Betriebe geführt und Maschinen gebaut.

00:01:43: Und jetzt schau dich um.

00:01:45: Da stehen sie, die Männer.

00:01:46: Alle im Anzug, mit Zigarre und einem Schnaps in der Hand.

00:01:50: Wir sind Ehefrau, Mutter, Haushälterin.

00:01:53: In deinem Fall auch noch frisch versiert und völlig überschminkt in einer lupenrein weißen Kittelschürze.

00:02:00: Das wird sich sicher auch einmal ändern.

00:02:04: Sicher nicht, solange dein Ehemann per Gesetz bestimmt, ob du hier überhaupt arbeiten darfst.

00:02:09: Hast du denn wenigstens ein eigenes Konto?

00:02:12: Ja, na sicher.

00:02:13: Brauchtest du dafür die Unterschrift von deinem Mann?

00:02:16: Ja, aber das war für ihn selbstverständlich.

00:02:19: Da hast du aber Glück.

00:02:21: Die Maskenbildnerin gibt Hanelore mit dem Puderpinsel einen letzten Stups auf die Nase und lächelt.

00:02:28: Die Crewmitglieder verschwinden aus dem Scheinwerferlicht, und der Regisseur hebt ein Sprachrohr an seinen Mund.

00:02:39: Nach dem Zweiten Weltkrieg wird Deutschland geteilt und die BRD stark von den westlichen Alliierten in politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Belangen geprägt.

00:02:49: Stabilität und Normalität sollen wieder einziehen.

00:02:53: Ein konservatives Familienbild wird propagiert.

00:02:56: Das Unternehmen Dr.

00:02:57: Ötger passt sich den Zeichen der Zeit an.

00:03:01: Schnell rücken die Schrecken des Krieges in den Hintergrund.

00:03:04: Genau wie der Rest der BRD schaut das Unternehmen Dr.

00:03:07: Ötka zunächst nach Form.

00:03:09: Das Wirtschaftswunder macht es vielen leicht, TNS-Vergangenheit zu verdrängen.

00:03:13: Die Kritik richtet sich auch gegen Dr.

00:03:15: Ötka.

00:03:17: Somit muss Rudolf August Ötka einen Weg finden, auf die Vorwürfe gegen ihn und seinen Stiefvater Richard Kaselowski zu reagieren.

00:03:25: Dr.

00:03:25: Ötka gilt für viele als glaubwürdig.

00:03:28: Über Jahrzehnte hinweg hat das Unternehmen Vertrauen zur Kundschaft aufgebaut.

00:03:33: Doch das Unternehmen gerät nun unter Druck und muss aufpassen, seinen guten Ruf nicht allzu leichtfertig aufs Spiel zu setzen.

00:03:56: Ich bin Marc-Mann Puch und das ist Imperium.

00:04:00: Die Dr.

00:04:00: Ötger Story von Studio J. Zwischen den Weltkriegen ist Dr.

00:04:19: Ötger zu einer wichtigen Größe in der deutschen Wirtschaft geworden.

00:04:23: Mit vielen verschiedenen Unternehmensbeteiligungen unter anderem in Transportschifffahrt, Luxushotels und Chemiefabriken ist aus dem einstigen Familienbetrieb eine Unternehmensgruppe geworden.

00:04:35: Während des Zweiten Weltkriegs wächst die Produktion noch einmal.

00:04:38: Allein in two hundred forty-two werden eins Komma zwei Milliarden Päckchen der Doktor Ötger Produkte abgesetzt.

00:04:45: Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ist die Zukunft von Doktor Ötger zunächst jedoch ungewiss.

00:04:51: Die Alliierten haben einen ehrgeizigen und ehrenwerten Plan.

00:04:55: Sie wollen Deutschland von Nationalsozialisten in Führungspositionen befreien.

00:05:00: Sie nennen es Entnazifizierung.

00:05:02: Und es betrifft auch Rudolf August Ötger als ehemaliges Mitglied der Waffen-SS.

00:05:08: Der Plan gestaltet sich jedoch als kompliziert und langwierig.

00:05:12: Dennoch kann Dr.

00:05:14: Ötger in den Nachkriegsjahren schon früh wieder Profite erwirtschaften.

00:05:19: Das ist Folge drei.

00:05:21: Der Pudding-Prinz.

00:05:30: Bielefeld.

00:05:34: Auf einem Gehstock gestützt, humpelt Rudolf August Ötger aus der Fabrikhalle.

00:05:39: Hunderte Angestellte haben hier soeben seine Rückkehr aus dem britischen Internierungslager Staumüle gefeiert.

00:05:45: Ötger und seine Frau Susanna nehmen auf einer Bank vor der Fabrikplatz.

00:05:51: Ich kann es kaum glauben, dass dieser Albtraum nun endlich vorbei ist.

00:05:54: Gott sei Dank.

00:05:56: Weißt du, warum du am Ende doch so rasch entlastet wurdest?

00:06:00: Keine Ahnung.

00:06:01: Es war wie bei allen anderen.

00:06:03: Ich musste Fragebögen ausfüllen und Stellung zu meinem Rang in der SS nehmen.

00:06:08: Es war endlos.

00:06:10: Du warst doch nicht mal im Einsatz.

00:06:12: Sie haben dich doch wegen deiner Position als Großunternehmerdienst unfähig erklärt.

00:06:18: Du musstest dich schließlich um den Betrieb kümmern.

00:06:21: Das hat die Kommission schnell eingesehen.

00:06:23: Na ja, und dann gab es eben auch keine Zeugen, die mich belastet haben.

00:06:27: Ich bin niemandem als politisch aktiv aufgefallen und unsere leitenden Angestellten haben zu meinem Gunsten ausgesagt.

00:06:34: Mein Stiefvater Kasselowski sei der Nazi gewesen und ich hätte ihm die ganze Zeit kritisch gegenübergestanden.

00:06:40: Nur er hätte Entscheidungen getroffen und alle anderen seien ihm lediglich gefolgt.

00:06:44: Bist du denn jetzt als Mitläufer eingestuft?

00:06:47: Nein, ich bin unbelastet und somit entnazifiziert.

00:06:53: Frei.

00:06:54: Das ganze Leben vor mir.

00:06:56: So ein Glück.

00:06:57: Dann ist die Zukunft dir gesichert.

00:07:01: Gedanken verloren, klopft Rudolf August Ötger seine Pfeife aus und stopft sie sich neu.

00:07:09: Was sollen wir tun?

00:07:11: Er ist tot.

00:07:13: Ich bewundere ihn.

00:07:15: Für all das, was er geleistet hat.

00:07:17: Und viele andere tun das auch.

00:07:19: Ich wünschte, er wäre noch hier.

00:07:21: Aber jetzt erst einmal vorwärts.

00:07:24: In ein paar Tagen darf ich die Geschäfte wieder übernehmen.

00:07:27: Im Herbst habe ich sicher wieder Zugriff auf die Finanzen.

00:07:31: Ist es nicht seltsam?

00:07:33: Vor zwei Jahren war noch Krieg.

00:07:35: Es scheint einem schon so lange her zu sein.

00:07:38: Ich hatte solche Angst, dass alles aus ist.

00:07:42: Sie werden alle wieder frei sein.

00:07:44: Porsche, Quant, Flick und all die anderen.

00:07:47: Die Amerikaner brauchen Leute, die wissen, wie Deutschland funktioniert.

00:07:50: Wir werden schon sehen.

00:07:52: Komm, lass uns gehen.

00:07:55: Rudolf August Ötger lässt sich von seiner Frau aufhelfen und winkt dem Wagen heran, der sie von der Fabrik nach Hause bringen soll.

00:08:08: Viele Fabriken von Dr.

00:08:09: Ötger sind nach dem Zweiten Weltkrieg einsatzfähig.

00:08:13: In einigen von ihnen kann sofort weiter produziert werden.

00:08:16: Die Nachfrage nach Lebensmitteln ist groß und vor allem Produkte von Traditionsunternehmen sind gefragt.

00:08:23: Dr.

00:08:23: Ötger profitiert von seinem guten Ruf.

00:08:26: Doch in Deutschland bahnt sich bereits die nächste wirtschaftliche Krise an.

00:08:30: Die deutsche Währung ist nach dem Krieg nichts mehr wert.

00:08:34: Am zwanzigsten Juni, nineteenhundertachtundvierzig, kommt es deshalb zur Währungsreform und das bisherige Geld, die Reichsmark, wird in die neue D-Mark umgetauscht.

00:08:45: Diese neue Währung ersetzt das alte Geld, das nun von einen Tag auf den anderen nichts mehr wert ist.

00:08:51: Viele Kleinsparer verlieren ihr gesamtes Erspartes.

00:08:55: Nur wer viele Sachwerte sein eigen nennt, übersteht die Währungsreform besser.

00:09:00: Auch die deutschen Unternehmen sind weniger betroffen.

00:09:03: Die Unternehmen, die während des Krieges profitabel arbeiteten, tun es meist auch hinterher.

00:09:09: Die Umsätze investieren sie in den deutschen Wiederaufbau.

00:09:16: In der Folge erlebt Deutschland einen wirtschaftlichen Aufschwung.

00:09:20: Die deutsche Produktion erreicht Ende nineteenhundertachtundvierzig schon fast wieder die Zahlen der erfolgreichsten Jahre vor dem Krieg.

00:09:28: Auch Dr.

00:09:28: Oetker profitiert von der Währungsreform und druckt im wahrsten Sinne des Wortes Geld.

00:09:34: Die Firmen-Eigene-Druckerei Guntlach produziert einen Teil der neuen Geldscheine.

00:09:39: Die Regale in den Läden sind voll und die Hungerjahre schnell vergessen.

00:09:43: Diese Zeit wird als sogenannte Fresswelle in die deutsche Geschichte eingehen.

00:09:49: Als Lebensmittelproduzent ist Dr.

00:09:51: Ötger davon direkt betroffen und produziert neunzehnhundertneunundvierzig wieder knapp eine Milliarde Päckchen ihrer Produkte.

00:09:58: Allen voran Backpulver, Pudding und seit kurzem auch Kakao- und Brausepulver.

00:10:04: Beeindruckt von diesen Zahlen geben Banken ihnen gern Kredite.

00:10:08: Das Unternehmen steht besser da als je zuvor.

00:10:12: Doch hinter den Kulissen kommt es zu einem komplizierten Erbfall.

00:10:16: Nach dem Tod von Familienoberhaupt Lina Ötgar und Schwiegersohn Richard Kaselowski soll das Stammunternehmen an den Firmenerben Rudolf August Ötgar gehen.

00:10:26: Andere Unternehmensbeteiligungen und Immobilien werden unter den Nachkommen von Lina Ötgar und Richard Kaselowski aufgeteilt.

00:10:34: Dazu gehören außer Rudolf August auch seine ältere Schwester Ursula und Richard Kasselowski's einziges noch lebendes Kind aus der Ehe mit Ida, Richard Kasselowski Junior.

00:10:46: Die Luxusresidenz Brenners Park Hotel in Baden-Baden übernimmt ebenfalls Rudolf August Ötger.

00:10:53: Im Krieg diente das Hotel den französischen Streitkräften als Unterkunft.

00:10:58: Jetzt kehrt es zurück ins Portfolio der Familie Ötger.

00:11:12: Vor dem Brenners Park Hotel wartet Rudolf August Ötgar auf den Vertreter der französischen Besatzungsbehörde.

00:11:19: Kopfschüttelnd lässt er seinen Blick über die etwas heruntergekommene Fassade schweifen.

00:11:24: Ein Mann mittleren Alters in französischer Uniform kommt die Treppe herunter und blickt sich ein letztes Mal zu dem beeindruckenden Bau um.

00:11:33: Kapitän Rudolf August Ötgar, angenehm.

00:11:37: Herr Ötgar, wie schön, dass Sie persönlich hier sind.

00:11:40: Ich fürchte, wir haben die Tür eingetreten, als wir vor vier Jahren kamen.

00:11:44: Also fragen Sie mich nicht, wo der Schlüssel ist.

00:11:47: War es Ihnen und Ihren Soldaten von der französischen Armee in den letzten Jahren eine gute provisorische Unterkunft?

00:11:53: Es war in Ordnung.

00:11:55: Das Haus gehörte Ihrer Mutter, nicht wahr?

00:11:58: Meiner Großmutter.

00:11:59: Unsere Familie gehörten seit neunzehnundzwanzig Anteiler an der Brenners Hotel AG.

00:12:06: Es scheint mir ein bisschen mitgenommen zu sein.

00:12:10: Nun gut, seit wiederes Hotel nach dem Krieg beschlagnahm Daten, wurde es zunächst Sitz des französischen Gouvernements, dann zog hier der Oberbefehlzarber der französischen Streitkräfte in Deutschland ein.

00:12:21: Wir haben während all dieser Zeit immer Quartiervergütungen bezahlt und ich bin mir sicher, dass sie auch noch mit einer schönen Entschädigungszahlung von der französischen Armee rechnen dürfen.

00:12:32: Wir hoffen, dass sie es so schnell wie möglich wieder als Hotel eröffnen können.

00:12:37: Ja!

00:12:37: Aber wer wird in diesem Hotel in der nächsten Zeit Urlaub machen wollen?

00:12:41: In meinen Augen braucht es erst einmal eine Generalüberholung.

00:12:45: Der Kapitän winkt Rudolf August Ötker zu sich rüber und zeigt auf ein anderes Gebäude in Sichtweite.

00:12:52: Ich jede Menge Leute vermute ich.

00:12:54: Dort drüben wird in ein paar Monaten eine Spielbank eröffnen.

00:12:57: Nächstes Jahr kommen also sicher auch die Kurgäste wieder.

00:13:01: Ich mache mir um sie und ihr Hotel keine Sorgen.

00:13:04: Sie fallen schon wieder auf die Füße.

00:13:07: Was soll das heißen?

00:13:08: Sie wissen sicher genau, was ich meine.

00:13:11: Eben sind sie noch in der Waffen, SS.

00:13:13: Heute erhalten sie ihre Immobilie zurück, als wäre ... nichts gewesen.

00:13:19: In ein paar Monaten kauft meine Frau wieder ihr Backpulver.

00:13:23: Und alles ist wie immer.

00:13:26: Wir können nicht in der Vergangenheit leben.

00:13:28: Wir müssen nach vorn schauen.

00:13:30: Wenn das mal so einfach wäre.

00:13:32: Einen guten Tag, Herr Ötger.

00:13:35: Dr.

00:13:36: Ötka.

00:13:39: Rudolf August Ötka schaut dem Auto des Kapitänens hinterher.

00:13:44: Dann geht er ins Hotel, um es so begutachten.

00:13:51: Für das Unternehmen Dr.

00:13:52: Ötka beginnt eine äußerst erfolgreiche Zeit.

00:13:55: Die Produktion schnellt in ungeahnte Höhen.

00:14:09: Der Gewinn des Unternehmens liegt nach Schätzungen umgerechnet auf heute zwischen sechzig und siebzig Millionen Euro jährlich.

00:14:17: Die BRD erlässt in diesen Jahren unterschiedliche Steuervergünstigungen für Unternehmen, um die Wirtschaft weiter anzukurbeln.

00:14:24: Dr.

00:14:25: Ötgar kann durch seine unterschiedlichen Geschäftsfelder davon sehr gut profitieren.

00:14:30: Die Gewinner aus der Lebensmittelbranche investiert Rudolf August Ötgar direkt in seine Frachtschiffunternehmen.

00:14:37: Im Zuge dieser Investitionen steigt Dr.

00:14:40: Ötgers Beteiligung an der Rederei Hamburg Süd auf forty-neinen Prozent.

00:14:45: Rudolf August Ötger geht noch einen Schritt weiter und bestellt in großem Stil Frachtschiffe, baut damit in Rekordzeit eine Flotte auf und kauft sich ein stattliches Anwesen direkt an der Elbe.

00:14:58: Noch verspoten ihn die Hamburger als Puddingräder und Puddingprinz, doch das Lachen wird ihnen schon bald vergehen.

00:15:21: Hamburg, ... ... in einer klassizistischen Villa am Ufer der Elbe empfängt Rudolf August Ötger seine hochrangigen Gäste.

00:15:32: Unter ihnen eine Dame der feinen Hamburger Gesellschaft, die bewundert nickt.

00:15:38: Herr Dr.

00:15:39: Ötger, ich muss schon sagen, eine feine Adresse.

00:15:44: Wie schön, dass Sie es doch noch geschafft haben.

00:15:47: Ja, wir haben hier einiges umbauen müssen.

00:15:50: Sie müssen mir einfach alles zeigen, sofort.

00:15:53: Nun, als ich die Villa letztes Jahr erstanden habe, war sie ziemlich verbaut von den Vorbesitzern.

00:15:59: Wir haben die abgehängten Decken entfernt.

00:16:01: Sehen Sie nur, was darunter ist.

00:16:04: Oh,

00:16:05: der Stuck.

00:16:07: Was für ein Verbrechen, den so zu verstecken.

00:16:10: Das haben Sie richtig gemacht.

00:16:12: Und hier, die Elbseite der Villa.

00:16:14: Da waren nur Fenster.

00:16:16: Man konnte lediglich herausschauen.

00:16:18: Sind das jetzt etwa alles Türen?

00:16:21: Was für eine vorzügliche Idee.

00:16:24: An einem Tag wie heute wirkt es fast, als würden wir im Garten stehen.

00:16:29: Sagen Sie mir, was Sie gezahlt haben.

00:16:31: Ich behalte es auch für mich.

00:16:32: Hundert

00:16:34: und zwanzigtausend Mark.

00:16:36: Aber dann kam ja noch die Umbauarbeiten, die Balkone im Obergeschoss, der Lichthof über der Halle, die Möbel, der Garten, die Kunst.

00:16:45: Fantastisch.

00:16:46: Da haben Sie das Haus doch aber zu einem guten Preis bekommen.

00:16:50: Welchen Architekten haben Sie denn?

00:16:53: Ähm, Pinnau.

00:16:54: César Pinnau.

00:16:55: Hm,

00:16:57: Pinnau, da war doch was.

00:17:00: War der nicht?

00:17:02: Ah, egal.

00:17:04: Mein bester, bevor ich Sie den anderen Gästen überlasse, zeigen Sie mir doch die Kunst.

00:17:09: Mit dem größten Vergnügen.

00:17:11: Hier entlang.

00:17:13: Brudolf August Oetker nimmt vom Tablett eines Kellners zwei Gläser Sekt und führt die Dame durch die Räume im Erdgeschoss.

00:17:21: Hier haben wir einen Spitzweg.

00:17:23: Oh, ich liebe Spitzweg.

00:17:27: Wann sind Sie denn unter die Kunstsammler gegangen?

00:17:30: Ist vor Kurzem, aber auch meine Eltern und Großeltern haben schon gern gesammelt.

00:17:35: Aber sicher in kleinerem Stil, oder?

00:17:38: Das dort ist doch ein Renoir, oder?

00:17:41: Und das dort ein Boucher.

00:17:43: Beeindruckend.

00:17:45: Ich muss sagen, Sie sind doch eine sehr gute Partie.

00:17:49: Ich möchte nicht indiskret sein, aber Sie sind wieder Junggeselle, oder?

00:17:55: Das ist richtig.

00:17:56: Ich muss allen von dieser vortrefflichen Residenz erzählen.

00:18:00: Sie glauben ja nicht wie manche über Sie reden.

00:18:03: Sie würden Ihre Schiffe mit Backpulver taufen und vor allem seien Sie so knauserig.

00:18:08: Das kann ich ja nun gar nicht bestätigen.

00:18:12: Ah.

00:18:13: Endlich, das Essen wird serviert.

00:18:16: Was gibt es denn?

00:18:18: Hummer?

00:18:19: Bratkartoffeln und Spiegelei.

00:18:21: Oh, wie rustikal.

00:18:26: Rudolf August Ötger ignoriert den enttäuschten Blick der feinen Dame und geleitet sie zurück zum Buffet.

00:18:35: Die Villa am Elb-Ofer ist Rudolf August Ötgers Eintrittskarte in die feine Gesellschaft Hamburgs.

00:18:42: Dabei greift er auf den Architekten César Pinau zurück.

00:18:46: der in den Dreißiger- und Vierzigerjahren für das NS-Regime gearbeitet hatte.

00:18:50: Von Staatsaufträgen ist er in den beiden deutschen Staaten inzwischen zwar ausgenommen, doch für Ötgar gestaltet er zahlreiche Gebäude, Produktionsanlagen und ist auch für das Design der Frachtschiffe der Hamburg-Süd verantwortlich.

00:19:04: Rudolf August Ötgar übernimmt nineteen Hundertfünfzig die Rederei komplett und beginnt die Flotte massiv auszubauen.

00:19:12: Hamburg Süd bietet unter anderem einen Linienverkehr zwischen den USA und Brasilien an und transportiert Autos, Holz und gekühlte Wagen von der amerikanischen Westküste bis nach Australien und Neuseeland.

00:19:25: Auch in andere Richtungen expandiert Dr.

00:19:28: Ötger nach dem Krieg.

00:19:29: Schon nineteenhundertneunundvierzig übernimmt das Unternehmen die Mehrheit an der Privatbank Lampe durch eine Kapitalbeteiligung in Höhe von acht Komma vier Millionen D-Mark.

00:19:39: Das wären umgerechnet heute knapp dreißig Millionen Euro.

00:19:43: Nun gehört ihnen auch ein eigenes Finanzinstitut.

00:19:45: Neunzehnhundertfünfzig gründet Ötgar mit der Condor eine eigene Versicherung.

00:19:52: Auch in Brauereien, Sektkellereien und einen Suppenhersteller investiert der junge Ötgar Chef.

00:19:59: Sie gründet Dr.

00:20:00: Ötgar eine Tochterfirma namens Frosty, die mit Tiefkühlkost handelt.

00:20:05: Ein Meilenstein in der Unternehmensgeschichte und eine Innovation auf dem deutschen Lebensmittelmarkt.

00:20:14: West-Berlin.

00:20:17: In einem großen Lebensmittel-Laden wird eine Tiefkühltruhe in Betrieb genommen.

00:20:22: Der Ladenbesitzer überwacht die Arbeiten, während eine neugierige Kundin ihn anspricht.

00:20:28: Was passiert denn hier?

00:20:30: Wir haben ab sofort auch tiefgefrorenes Essen im Angebot.

00:20:34: Frosty, schon gehört?

00:20:36: Ich habe gehört, dass bei uns in der BRD lediglich dreihundert Gramm Tiefkühlkost jährlich pro Kopf verbraucht werden.

00:20:42: In den USA sind es hundertmal so viel.

00:20:45: Da hat er gar jetzt groß investiert.

00:20:48: Er hat schon Tiefkühllager gebaut und einen Vertrieb auf die Beine gestellt.

00:20:52: Tiefkühlkost ist die Zukunft.

00:20:54: Aber was soll denn das?

00:20:56: Wie ist man denn das?

00:20:58: Sie kaufen die Ware und nehmen sie mit nach Hause.

00:21:01: Dort hauen sie sie auf und verarbeiten sie daraufhin zu köstlichen Speisen.

00:21:06: Wie exotisch.

00:21:07: Aber ist das überhaupt gesund?

00:21:09: Das ist doch alles schon sehr alt, wenn ich es verwende.

00:21:12: Aber nein, es bleibt länger frisch.

00:21:15: Sehen Sie diese Erbsen hier?

00:21:17: Die sind genauso frisch wie direkt nach der Ernte.

00:21:20: Aber die müssen doch transportiert werden, die taun doch auf.

00:21:23: Die kommen vom Feld in die Packung und werden direkt gefroren.

00:21:27: Dann werden sie mit Kühlastern geliefert und die erste, die es auftaucht, sind sie.

00:21:32: Das können sie machen, wann sie wollen.

00:21:35: Ich weiß ja

00:21:36: nicht.

00:21:40: Misstrau ist, dreht die Kunde die Packung Erbsen in der Hand.

00:21:44: Und wie soll ich das zu Hause gefroren halten?

00:21:47: Mit einer eigenen Tiefkühltruhr.

00:21:49: Das ist doch sicher sehr teuer.

00:21:51: Aber es lohnt sich.

00:21:53: Es gibt auch Spinat, Blumenkohl, Tierbeeren, da.

00:21:57: Fisch im Kochbeutel.

00:21:59: Was ist denn ein Kochbeutel?

00:22:01: Das ist das Beste.

00:22:02: Auf der Packung steht alles drauf.

00:22:05: Anleitungen zur Zubereitung, Empfehlungen für Beilagen.

00:22:08: Hier sehen Sie.

00:22:09: Die Firma Ötgar hat sogar diese Broschüre mit Rezeptvorschlägen.

00:22:13: Ach, die soll ich auch noch kaufen.

00:22:15: Aber nein, die ist gratis.

00:22:18: Das Beste wäre es doch, es käme gleich ein ganzes Essen.

00:22:21: Mit Kartoffeln, Gemüse, einer Soße und Fleisch.

00:22:25: Das wär mal eine Idee.

00:22:27: Dann könnte mein Mann auch mal Mittag machen.

00:22:29: Das gibt es auch schon.

00:22:30: Aber wie ich höre, bisher nur ein Großküchen.

00:22:33: Glauben Sie mir, das haben wir bald ebenfalls im Angebot.

00:22:36: Das ist die Zukunft.

00:22:42: Dr.

00:22:42: Ötger erkennt mit dem Einstieg in die Tiefkühlbranche einmal mehr die Zeichen der Zeit.

00:22:48: Ende der Fünfziger und Anfang der Sechziger Jahre beginnt sich die westdeutsche Gesellschaft zu verändern.

00:22:54: Die Zahl der Großfamilien sinkt, die Singlehaushalte werden mehr.

00:22:58: Der Trend geht zu kleinen Portionen auf einzelne Konsumenten und Konsumenten hinzugeschnitten.

00:23:04: Das Stammgeschäft mit Back- und Puddingpulver läuft weiterhin gut und wird durch Backmischungen für Torten, Instant-Pudding ohne Kochen und Zitronencreme erweitert.

00:23:14: Es sind Variationen der Produkte, die schon von dem Firmengründer eingeführt wurden.

00:23:20: Rudolf August Ötger ist ein rigoroser Chef.

00:23:23: Wer an seinen Augen keine Leistung erbringt, wird gefeuert, egal auf welcher Ebene man bei Dr.

00:23:28: Ötge arbeitet.

00:23:30: Sein Benehmen beschreiben Zeitzeugen mitunter als ungehobelt.

00:23:34: Im Privaten sei ja zudem angeblich ein unerträglicher Sparfuchs.

00:23:38: Zwei Mal ist er bisher geschieden.

00:23:41: Aus der Ehe mit seiner ersten Frau Marlene ging die Tochter Roseli hervor.

00:23:46: Aus der Ehe mit seiner zweiten Frau Susanna stammen die Kinder August, Bergit, Christian und Richard.

00:23:53: Auf einer Veranstaltung Anfang der Sechzigerjahre wird Ötka auf eine ganz besondere Weise überrascht.

00:24:03: Hamburg, nineteen Hundert Sechzig.

00:24:06: Rudolf August Ötka folgt einer Einladung zu einem feinen gesellschaftlichen Event in edlem Ambiente.

00:24:14: Gemeinsam mit einer Geschäftspartnerin steht er etwas abseits.

00:24:18: Ich weiß nicht, ob es nur mir so scheint, aber ich habe heute das Gefühl, von oben bis unten Gemust dazu werden.

00:24:25: Das liegt möglicherweise an ihrem Anzug.

00:24:28: Er wirkt etwas gestrich.

00:24:30: Das ist er auch.

00:24:31: Seit fünfzehn Jahren habe ich ihn und vielleicht schockiert es sie, aber ich habe vor, ihn bis ans Lebensende zu tragen.

00:24:38: Sie sind dreiundvierzig Jahre alt.

00:24:41: Mit etwas Glück und Gesundheit sind sie gerade einmal in der Lebensmitte angekommen.

00:24:46: Wie wollen sie so jemals eine neue Frau finden?

00:24:49: Ich habe ja gar keine Zeit für O. Wer ist das?

00:24:54: Die Dame mit den dunklen Haaren und den blauen Augen dort.

00:24:56: Das ist Marianne von Malyssee.

00:25:00: Was für ein Lächeln.

00:25:02: Welch anmodiges Gesicht.

00:25:03: Was wissen Sie über Sie?

00:25:05: Sie kommt aus München.

00:25:06: Der Vater ist adlich, die Mutter aus einer angesehenen Kaufmannsfamilie.

00:25:11: Sie ist Lehrerin, sehr anspruchsvoll, modisch bewusst, wie Sie sehen.

00:25:15: Ein bisschen verwöhnt und vor allem fast zwanzig Jahre jünger als Sie.

00:25:20: Ich muss Sie kennenlernen.

00:25:22: Ohne ein weiteres Wort lässt Ötka seine Geschäftspartnerin stehen und stellt sich der jungen Dame vor.

00:25:30: Gestatten Dr.

00:25:32: Rudolf August Ötka.

00:25:33: Angenehm.

00:25:35: Maja von Malesee.

00:25:36: Sind Sie etwa der Dr.

00:25:38: Ötka?

00:25:39: Höchstpersönlich.

00:25:41: Ihr Anzug.

00:25:42: Ach der, ein modischer Notfall.

00:25:46: Ich musste in letzter Sekunde schnell zugreifen.

00:25:49: Ziehen Sie ihn nie wieder an.

00:25:51: Wie Sie wünschen.

00:25:53: Darf ich fragen, ob Sie nun tanzen Sie?

00:25:58: Haben Sie einen Tanzpartner?

00:26:00: Ob ich Solo bin, wollen Sie wissen?

00:26:04: Sie müssen doch nicht gleich erröten.

00:26:07: Das darf man heutzutage gerade heraus sagen.

00:26:11: Nein, ich habe momentan keinen Tanzpartner.

00:26:15: Würden Sie es mir denn gestatten, Sie aufzufordern?

00:26:19: Maja von Malesee mustert den Mitvierziger von oben bis unten.

00:26:24: Sie zögert kurz, doch dann will ich sie ein.

00:26:31: Zwei Jahre lang wirbt Rudolf August Ötger um die junge Frau.

00:26:35: Dann nimmt sie seinen Antrag an.

00:26:38: Am achten Februar, nineteenhundertsechzig, heiraten Rudolf August Ötger und Marianne von Mallezé in Hamburg.

00:26:45: Ihr fällt es zunächst nicht leicht, sich an den sparsamen Lebensstil ihres Mannes zu gewöhnen.

00:26:51: Kauft sie Kleider, die er zu teuer findet, schickt er diese zurück.

00:26:55: Marianne, genannt Maya Ötka, ist anspruchsvoll und nur langsam freundet sich der Unternehmer mit der luxuriösen Lebensart ihrer Familie an.

00:27:05: Auch Maya Ötka steht vor einigen Herausforderungen.

00:27:08: Zu diesem Zeitpunkt hat Rudolf August Ötka schon fünf Kinder aus zwei Ehen.

00:27:13: Maya Ötka wird nun mit Ende zwanzig zu deren Stiefmutter und das Paar will eigenen Nachwuchs.

00:27:19: Doch wenn Maya Ötka und ihr Mann noch weitere Nachkommen in die Welt setzen, steigt die Anzahl der Erben, die eines Tages das Familienunternehmen unter sich aufteilen.

00:27:29: Auch wenn Rudolf August Ötger noch nicht daran denkt, den Chefsessel zu übergeben.

00:27:35: Dr.

00:27:35: Ötgers Produkte sind bei der Kundschaft in der BRD so beliebt wie eh und je.

00:27:40: Zu den Klassikern Backpulver und Pudding kommen in den Sechzigerjahren Eiscreme, Sahne-Steif und einer der Party-Klassiker der damaligen Zeit, Weincreme.

00:27:51: Dann führt Dr.

00:27:51: Oetker in Deutschland ein Produkt ein, das im Handumdrehen ein Verkaufsschlager ist und ab sofort das Symbol für den anhaltenden wirtschaftlichen Erfolg und die Innovationskraft von Dr.

00:28:03: Oetker wird.

00:28:22: Bielefeld.

00:28:26: In der Versuchsküche des Unternehmens trifft Rudolf August Oetker auf einen seiner besten Produktentwickler.

00:28:32: Ihm wird heute eine neue Idee für eine Tiefkückkost vorgestellt.

00:28:37: Rudolf August Ötger spielt ungeduldig mit einem Schlüssel.

00:28:41: Nun zeigen Sie mir doch endlich, was es Neues gibt.

00:28:44: Bevor wir anfangen, nehmen Sie erst mal eine kleine Stärkung zu sich.

00:28:47: Mögen Sie Pizza?

00:28:49: Alle Menschen mögen Pizza.

00:28:51: Greifen Sie zu.

00:28:53: Was ist das?

00:28:54: Salami und?

00:28:55: Provolone, Mozzarella, Tomaten und Paprika.

00:29:00: Die schmeckt gut.

00:29:01: Von welchem Italiener haben Sie die geholt?

00:29:03: Die habe ich selber gemacht.

00:29:05: Jetzt sagen sie bloß, sie haben eine Backmischung für Pizzadeig erfunden.

00:29:09: Besser.

00:29:09: Ich war auf einer Produktmesse und habe einen italienischen Lebensmittelhersteller kennengelernt.

00:29:15: Er hat dort Mini-Pizza angeboten.

00:29:17: Aber das Beste, man kauft sie tief gefroren und backt sie dann im Ofen in einer Aluschale auf.

00:29:24: Und dann schmeckt sie so fantastisch.

00:29:28: Bietet das schon jemand an?

00:29:30: In den USA ist es bereits ein vorderer Erfolg.

00:29:33: In Italien ebenfalls.

00:29:34: Hier in Deutschland kennt noch niemand Tiefkühlpizza.

00:29:39: Rudolf August Ötger nimmt noch ein Stück und beißt genüsslich ab.

00:29:44: Hm, hm, worauf warten wir noch?

00:29:47: Für mich scheint das Produkt einwandfrei zu sein.

00:29:51: Sind Sie selbst auf die Zusammensetzung gekommen?

00:29:53: Nein, das ist vom italienischen Backwaren-Produzent Romano Freddy.

00:29:58: Der hat schon letztes Jahr angefangen, Tiefkühlpizza industriell herzustellen.

00:30:02: Wir könnten sein erster Abnehmer in Deutschland sein.

00:30:05: Überall sprießen die Tiefkühlkostunternehmen aus dem Boden.

00:30:09: Es gibt einen Hersteller namens Wagner, der angeblich plant, schon nächstes Jahr Tiefkühlpizza im Supermarkt anzubieten.

00:30:16: Aber wir wollen schließlich die Ersten sein, nicht wahr?

00:30:19: So ist es.

00:30:20: Wir sollten keine Zeit verlieren.

00:30:21: Ich sehe es schon vor, am Ende sind wir schuld, dass die italienischen Restaurants ausschließen.

00:30:26: Wie soll das Produkt heißen?

00:30:27: So.

00:30:27: vielleicht sind wir noch nicht.

00:30:29: Aber sie haben sich ja gemerkt, dass der Boden im Ofen sehr knusprig wird.

00:30:34: Die neapolitanische Pizza hat ja eher einen weichen, fluffigen Rand.

00:30:38: Die Pizza aus Rom ist dafür dünn und knusprig.

00:30:41: Pizza alla Romana, perfekt.

00:30:44: Und dann bewerben wir sie mit dem Spruch hergestellt in Italien.

00:30:48: Stimmt ja sogar.

00:30:50: Ich sage Ihnen, wenn das ein Erfolg wird, dann führen wir eine Sorte nach der anderen ein.

00:30:55: Darf ich den Rest mitnehmen?

00:30:56: Ich bitte darum!

00:31:10: In den Supermärkten ist sie oft vergriffen.

00:31:13: So groß ist der Hype um das Produkt.

00:31:16: Andere Hersteller wie Wagen erfolgen und bieten eigene Tiefkühlprodukte an.

00:31:29: Prominente US-Schauspieler der Zeit werben in TV für das Dr.

00:31:33: Oetker Pizzasortiment.

00:31:35: Die Schlagersängerin Mary Rose singt für Dr.

00:31:39: Oetker den Happy Pizzasong.

00:31:42: Dr.

00:31:42: Oetker scheint in der Lebensmittelsparte am Zenit angekommen.

00:31:46: Das bedeutet aber auch, die Absatzzahlen steigen nicht mehr.

00:31:50: Grund dafür ist der Siegeszug der Discount-Markte, welche günstige Eigenmarken verkaufen und den Markenherstellern wie Oetker die Preise diktieren.

00:31:59: Auch dass die Westdeutschen immer weniger Bier trinken, wirkt sich auf das Ötgasche-Geschäft mit den Bierbrauereien aus, eine Sparte, in der sie seit den neunzehntetreißiger Jahren vertreten sind.

00:32:13: Nur durch die Beteiligung an mehr als hundertfünfzig Unternehmen kann die Ötgagruppe Verluste ausgleichen.

00:32:19: Inzwischen gehören auch die Erdnussrösterei Öltje und Anteiler an der Parfümrie Douglas mit zum Portfolio.

00:32:26: Am lukrativsten ist zu dieser Zeit das Rederei-Geschäft.

00:32:30: Neben Hamburg Süd hat Ötgar unter anderem Beteiligungen an einer Mittelmeerlinie, eine eigene Kühlschifflotte und Anteiler an einem brasilianischen Containerterminal.

00:32:40: Die gesamte Ötgar-Gruppe macht drei Milliarden D-Mark jährlichen Umsatz, umgerechnet heute über fünf Milliarden Euro.

00:32:47: Mit dem wachsenden Reichtum schottet sich die Familie weiter ab.

00:32:51: Insbesondere als ab Anfang der Siebzigerjahre immer öfter Angehörige von Superreichen entführt werden, um Lösegeld zu erpressen.

00:33:00: Allein im Herbst, neunzehnhundertsechsundsiebzig trifft es den Unternehmer Wolfgang Gutberlett, den Springreiter Henryk Snoke und einen Verwandten der Erben der Karlsberg-Brauerei.

00:33:11: Die Familie Ötger nimmt die Gefahr ernst, doch sie kann die Tragödie nicht verhindern.

00:33:21: Freising bei München, vierzehnte Dezember, neunzehundertsechsundsiebzig.

00:33:27: Richard Ötger verlässt während eines Seminars den Hörsaal der Universität Wein-Stefan.

00:33:34: Der fünfundzwanzigjährige Sohn von Unternehmenschef Rudolf August Ötka überquert den Parkplatz und bemerkt einen Kastenwagen, der auffällig dicht an seinem eigenen Auto geparkt ist.

00:33:45: Er will zurück ins Uni-Gebäude, dreht sich um und blickt einem maskierten Mann ins Gesicht.

00:33:52: Eine Pistole mit Schalldämpfer ist auf ihn gerichtet.

00:33:55: Das Ding ist scharf, es macht nur Klack.

00:33:57: Los, einstellen.

00:33:59: Richard Ötka wehrt sich nicht.

00:34:01: Er dreht sich um, und geht auf den Kastenwagen zu, hinter ihm der maskierte Mann.

00:34:06: Na mein Richardchen, haben wir dich endlich.

00:34:11: Reinsteigen.

00:34:12: Mit einer Bewegung deutet er in Führer Richard Ötger an, dass er in eine Holzkiste im Kastenwagen steigen soll.

00:34:19: Ötger gehorcht.

00:34:21: Doch er ist ein Meter dreiundneunzig groß und die Kiste viel zu klein.

00:34:26: Er muss sich zusammen krümmen.

00:34:34: Guten Abend, Ötger.

00:34:36: Von nun an bin ich für Sie zuständig, dem Entführer werden Sie nicht mehr begegnen.

00:34:40: Wie geht es Ihnen?

00:34:41: Mein Zustand ist schlecht.

00:34:43: Die Luft ist mies.

00:34:45: Es ist so dunkel hier.

00:34:47: Wir sind gleich da, dann wird alles besser.

00:34:49: Wir haben Sie entführt, um Lösegeld zu erpressen.

00:34:52: Ihr Leben ist nicht in Gefahr.

00:34:54: Beruhigen Sie sich, es geht nur ums Geld.

00:34:58: Legen Sie bitte die Handschellen an, die bei Ihnen in der Kiste sind.

00:35:03: Haben Sie die Handschellen angelegt?

00:35:05: Ja, hab ich.

00:35:07: Wirklich?

00:35:08: Ja, wirklich.

00:35:10: Es ist nicht gut, wenn Sie meine Ratschläge nicht befolgen.

00:35:13: Verstanden?

00:35:15: Verstanden.

00:35:21: Richard Ötger wird in ein Versteck in München gebracht.

00:35:24: In der Entführer zwingt ihn, noch am selben Abend eine Nachricht auf Tonband aufzunehmen, in der der Ötgersohn seine Familie über die Entführung informiert.

00:35:40: Dann muss Richard Ötka wieder zurück in die Kiste.

00:35:44: Der Entführer warnt ihn, dass diese besonders präpariert sei.

00:35:48: Sollte er schreien oder andere Geräusche machen, würde er einen starken elektrischen Schlag bekommen.

00:35:55: Richard Ötka wagt es nicht, sich zu rühren und erst recht nicht, um Hilfe zu rufen.

00:36:05: In der nächsten Folge suchen Polizei und die Familie Ötka zunächst fieberhaft nach dem Entführer von Richard Ötka.

00:36:11: Doch auch ein Generationenwechsel steht ins Haus.

00:36:15: Brudolf August Oetker will seinem ältesten Sohn das Unternehmen übergeben.

00:36:19: Doch dieser zögert.

00:36:21: Er ist mit seinem Vater verstritten, unter anderem wegen dessen Umgang mit der Geschichte des Unternehmens zur NS-Zeit.

00:36:27: Der Patriarch umgeht jegliche Diskussion und benennt sogar eine Kunsthalle in Bielefeld nach seinem umstrittenen Stiefvater und damaligen Oetker-Chef, Richard Kaselowski.

00:36:37: Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit Und die Geburt weiterer Erben sind die ersten Anzeichen für Konflikte, die Jahrzehnte später in einem berüchtigten Streit unter acht Erben gipfelt und das Ende des vereinten Dr.

00:36:52: Ötger-Konzerns einleiten wird.

00:36:59: Das ist Folge drei von vier.

00:37:01: Der Pudding-Prince.

00:37:03: Ich bin Marc-Mann Puch.

00:37:05: Und ich bin Aline Staskowiak.

00:37:07: Für Studio J, Producerin Helene Feldmayer und Alexander Hemsen, Executive Producer, Janis Gebhardt.

00:37:17: Tonassistenz Axinia Dorn.

00:37:20: Das Sounddesign hat Axinia Dorn gemacht Gemischt von Fabian Klinke.

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